Archiv – Serenade 2019

Das Mariafeld im Glück

Gedanken eines Landgutes zur traditionellen Serenade mit dem Sinfonie Orchester Meilen am 28.6.2019

Liebe Leserinnen und Leser,

versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage! Ich, das Landgut Mariafeld, stehe hier seit einigen Jahrhunderten an Feldmeilens wohl schönster Lage, habe viele Menschen, Berühmte und weniger Berühmte, Musiker, Besucher und Kinder begrüssen dürfen und erfreue mich immer wieder und noch an den vielen „Aahs und Oohs“ derer, die meine beständige Schönheit in den Zeiten der vielen, mich umgebenden Neubauten bewundern.

Aber selbst ich, aus dieser Perspektive, ein sehr verwöhntes Bauwerk, erfreue mich jedes Jahr ausserordentlich an der Wertschätzung, die mir durch die Serenade des Sinfonie Orchesters Meilen zuteil wird.

Spätestens wenn am Donnerstagabend die Generalprobe stattfindet, während der Quartierverein mit Klein und Gross die vielen Stühle liefert, dann weiss ich, dass ich für den nächsten Tag den wettertechnisch prachtvollsten Abend zu bestellen habe und das ist mir zweifelsohne dieses Jahr ausgezeichnet gelungen.

Schon früh am Freitagabend waren alle harmonisch im halbrund aufgestellten Stühle in meinem Innenhof besetzt, selbst diejenigen, ohne direkte Sicht auf das Orchester! Als ich da in die Runde geschaut habe, sah ich in Gesichter voller Vorfreude von Alt und Jung, ein bisschen müde von der Hitze des Tages, viele glücklich, endlich einen Schattenplatz gefunden zu haben.

Und dann endlich betraten diese anmutigen, in elegantem Schwarz gekleideten Musiker des Sinfonie Orchesters Meilen unter derart kräftigem Applaus die Bühne, dass mein Dach etwas Moos verlor und meine (Efeu-)Haarpracht am Mauerwerk kaum merklich zitterte.

Zum 125. Jubiläum Ihres Bestehens zelebrierte das Orchester unter der ausgezeichneten Leitung von Kemal Akçağ den zweiten Teil der schönsten Ouvertüren und Intermezzos an diesem Abend mit einer derart gewaltigen Fülle und Harmonie, dass dies selbst in meinen dicksten Mauern zu spüren war. Wer beim vorletzten Stück, dem Intermezzo von Giordano, genau hingehört hat, hat sicher bemerkt, dass meine zahlreichen Vögel – ganz untypisch für diesen lauen Sommerabend – aufgehört haben zu singen. Viele Augen im Publikum waren ob des grossen musikalischen Genusses geschlossen, eine Mutter legte Ihren Kopf sanft auf den Kopf Ihres auf dem Schoss sitzenden Kindes, der Junge, der mir zu Ehren im Smoking kam, schaute immer noch aufmerksam und die Füsse der übereinandergeschlagenen Beine wippten leise im Takt. Ich bin mir sicher, dass die Mäuse zu Franz Lehars Ouvertüre zur Operette „Die lustige Witwe“ in meinen Kellergewölben Walzer getanzt haben.

Die hochverdiente Zugabe, die nochmals, wie oft an diesem Abend die hohe Kompetenz dieses ausgezeichneten Orchesters zeigte, machte mir aber auch klar, dass ich nun wieder ein ganzes Jahr auf diesen wundervollen Serenadenabend zu warten habe. Aber was ist dieses eine Jahr schon für ein vergleichsweise kurzer Augenblick, wenn man, wie ich, schon seit ein paar Jahrhunderten da ist.

Ich, als Landgut Mariafeld, weiss aber auch, wem ich diesen grossartigen Abend zu verdanken habe: meinen liebevollen Bewohnern, der Familie Wille, die mir erlaubt, als Gastgeber auftreten zu können, dem Quartierverein Feldmeilen, der als Veranstalter mit viel Liebe zum Detail und viel körperlichem Einsatz dem Sinfonieorchester ermöglicht, sich alleine auf ihre musikalischen Fähigkeiten konzentrieren zu können und damit und auch mit dem wunderbaren Apéro in meinem Park die vielen Menschen nach dem Konzert zusammenbringt und natürlich diesem Sinfonie Orchester Meilen selbst, dass – einmal mehr – das Leben an diesem Abend und diesem schönen Ort ein wenig lebenswerter und schöner gemacht hat.

Ich freue mich schon auf Sie alle im nächsten Jahr! Ihr Landgut Mariafeld in Feldmeilen

Text: Hannes Manner / Fotos: Dieter Stokar

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